Ein Arme-Leute-Essen ist heute in Gourmet-Restaurants zu finden – und auf dem Bülower Kastanienhof – Quelle: https://www.svz.de/22816507 ©2019 Meine Oma sagte immer: „Ein Sommer ohne

Ein Arme-Leute-Essen ist heute in Gourmet-Restaurants zu finden – und auf dem Bülower Kastanienhof –

Quelle: https://www.svz.de/22816507 ©2019

Meine Oma sagte immer: „Ein Sommer ohne Dicke Bohnen ist wie ein Gewitter ohne Donner.“ Als Kind hatte ich den zweideutigen Spruch nicht verstanden. Erst als erwachsener Mann hatte der Blitz eines Sommergewitters etwas Licht in meine Gehirnwindungen gebracht. Auch wenn meine Oma das eher im akustischen Sinn witzig gemeint hatte, so steckt doch viel Wahres hinter diesen Worten.

Dicke Bohnen mit Speck und Bohnenkraut, dazu frische Kartoffeln aus dem Garten und vielleicht ein Würstchen vom Grill an einem lauschigen Sommerabend genossen, das war für meine Oma und ist für mich wie Gänsebraten mit Rotkohl und Klößen zu Weihnachten. Es gehört einfach zusammen! Das eine wäre ohne das andere nur ein halbe Sache.

Dicke Bohnen, auch Favia Bohnen, Ackerbohnen, Saubohnen, Schweinebohnen oder Pupsbohnen (Omas Sommergewitter!) genannt, hypen in deutschen Küchen und Restaurants. Früher als Tierfutter oder Arme-Leute-Essen von Gourmets mit gerümpfter Nase verschmäht, erzielen die Dicken aus dem Garten wegen der erhöhten Nachfrage mittlerweile Höchstpreise. In edlen Food-Läden und auf Wochenmärkten werden bis zu zwölf Euro für ein Kilogramm Dicke Bohnen verlangt. Auf dem Hamburger Isemarkt waren es bei einem Händler im vorigen Jahr sogar 14,90 Euro, wohlgemerkt mit Schoten.

Auf dem Kastanienhof gibt es Dicke Bohnen (lateinisch Vica faba) im Sommer fast umsonst. Um die leckeren Hülsenfrüchte ernten zu können, müssen die Samen, getrocknete Bohnen vom Vorjahr, möglichst im Februar oder Anfang März sechs bis zehn Zentimeter tief in die eiskalte Erde gebracht werden. Bohnenbabys lieben es nämlich kühl. Sie brauchen einen Kälteschock, um in Keimstimmung zu kommen, später prächtig zu blühen und die sehnsüchtig erwarteten Schoten anzusetzen. Man nennt das ganz unkompliziert kompliziert Vernalisationreiz.

Auch findet ab dem Aussaattermin eine Art Wettrennen zwischen den Bohnen und ihren ärgsten Feinden, den Schwarzen Bohnenläusen (lateinisch Aphis fabae) statt. Früh gesäte Bohnen haben nämlich einen Startvorteil. Sie sind im späten Frühjahr, wenn die Bohnenläuse über sie herfallen wollen, schon groß. Den ausgetricksten Läusen bleibt nichts anderes übrig, als voller Bestürzung und stinksauer vor den großen Bohnenpflanzen zu stehen, in die Höhe zu schauen und sich darüber zu ärgern, dass sie nun nicht mehr von den leckeren, jungen Blatttrieben naschen können.

Dicke Bohnen sind vergleichsweise einfach zu kultivieren. Sie lieben einen lehmigen, feuchten Boden und bei Trockenheit hin und wieder etwas Wasser.

Meine Oma benutzte zum Bohnenlegen immer ihren Besenstiel, um dessen oberes Ende sie einen roten Faden in etwa zehn Zentimeter Entfernung gewickelt hatte. Entlang einer Pflanzschnur steckte sie den Besenstiel im Abstand von etwa 30 Zentimetern bis zur Bandmarkierung in die Erde. Danach kam in jedes so entstandene Loch eine Bohne. Mit einer Harke wurden die Löcher dann wieder verschlossen. Genau so haben es Anna Raible und Jeremy Langohr, die ein Freiwilliges Ökologisches Jahr auf dem Kastanienhof verbringen, unter Anleitung von Kater Timmi getan.

Wenn Anna und Jeremy alles richtig gemacht haben, werden wir die ersten Bohnen ab Mitte Juni ernten können. Die Erntezeit ist kurz und endet schon Anfang Juli. Das hat den Vorteil, dass auf den abgeernteten und durch die Bohnen mit Stickstoff angereicherten Böden noch schnell wachsende Gemüsekulturen wie Salat, Möhren und Radieschen angebaut werden können. Kleine, junge Bohnen können auch mit Schote und sogar roh als Salat verzehrt werden. Anders als die Grünen oder Gartenbohnen sind sie im rohen Zustand nicht wirklich giftig.

Dicke Bohnen wurden übrigens schon in der Steinzeit geschätzt. In Israel haben Archäologen bei Ausgrabungen in einer Steinzeitsiedlung über 8000 Jahre alte Bohnen gefunden. Leider ohne in Stein gemeißeltes Bohnenrezept, so dass im Juni bei uns auf dem Kastanienhof die ersten frischen Bohnen noch immer traditionell mit Speck und frischen Kartoffeln serviert werden. – Quelle: https://www.svz.de/22816507 ©2019

 

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