Damals ..., - die wechselhafte Vergangenheit.

Der erste Landwirt auf dem heutigen Kastanienhof war Hans Heinrich Jacobs. Er war Bauer auf der Hufe N. 17 im Dorf Bülow bei Gadebusch. Im Zuge einer mecklenburgischen Bodenreform in der Mitte des 19. Jahrhunderts schloss er 1858 einen Erbpachtcontract mit dem Großherzog Friedrich Franz II. von Mecklenburg. Das arondierte Land welches er hierdurch pachtete befand sich 2 km außerhalb des Dorfes. Für das spätere Wohn- und Wirtschaftshaus wurde ein Kellergewölbe und ein Fundament gebaut. Das alte, im Dorf befindliche Niederdeutsche Hallenhaus der Familie Jacobs wurde abgetragen. Aus der Holzkonstruktion, den Ziegelsteinen und anderen Gebäudeelementen wurde an neuer Stelle ein Wohnhaus mit Stallgebäuden, gleichfalls im Stil eines Niederdeutschen Hallenhauses errichtet. Um die Familie mit allem Nötigen zu versorgen wurde im selben Jahr ein Gemüse- und Obstgarten angelegt. Die damals angepflanzten Apfel-, Birnen-, Kirsch-, Pflaumen- und Zwetschenbäume lieferten alsbald Obst, welches von Juli bis Dezember geerntet wurde.

Im Sommer 1939, bei einem Gewitter durch Blitzeinschlag entzündet, brannte ein Teil des Wohn-Stallgebäudes ab. Bereits zum Jahresende war das Bauernhaus wieder mit kleinen Veränderungen errichtet worden und konnte bezogen werden.

Gegen Ende des zweiten Weltkrieges strömten viele Flüchtlinge aus Ostpreußen und Schlesien nach Mecklenburg. Bald schon war das Haus vollgestopft mit Kriegsflüchtlingen. Der damalige Bauer Heinrich Jacobs pflügte einen Teil seiner Wiese um und stellte dieses Land den geflüchteten Menschen für deren Obst- und Gemüseanbau zur Verfügung.

Familie Jacobs veräußerte ihr Haus und die dazugehörige Hoffläche  mit der damaligen Ortsbezeichnung „Krimm“ in den  1980er Jahren, als es im Sozialismus immer schwieriger wurde Materialen für den Erhalt des Gebäudes zu beschaffen, und die Ackerflächen längst in eine LPG eingebracht waren.

Kurz vor Weihnachten 2003  entdeckten die jetzigen Besitzer Hajo und Dirk das in einen Dornröschenschlaf gefallene Anwesen. Es hatte etwas Verwunschenes.  Sieben stattliche Kastanienbäume beschützten das Anwesen vor kalten Winterwinden im Norden. Die mittlerweile einhundertundfünfzig Jahre alten knorrigen Obstbäume,  Weinstöcke an der Südseite des Hauses, Flechten und Moose an den Bäumen, der herrliche Gewölbekeller aus der Mitte des 19. Jahrhunderts, knarrende Holzfußböden, Kachelöfen und vieles mehr hatte die beiden in seinen Bann gezogen.

Sylvester 2003 wurde der Kauf per Handschlag geschlossen und am 1. Mai bezogen die neuen Eigentümer ihren „Kastanienhof“. Drei Tage später krähte wieder ein Hahn auf dem Hof und im ersten Sommer weideten fünfunddreißig Gänse auf dem Grundstück, denn einen Garten gab es noch nicht. Hajo und Dirk spuckten kräftig in die Hände um Ihre eigenen Ideen in die Tat umzusetzen. Ein Garten für alle Sinne entstand. Hier kann man die Seele baumeln lassen und in alter Tradition wird durch ihn wieder für das leibliche Wohl gesorgt.


Ein Niederdeutsches Hallenhaus und der Garten im Wandel der Zeit

  1. Aufnahme ca. um 1910
  2. Aufnahme am 31.12.2003
  3. Aufnahme im Sommer 2014


naturnah, ökologisch, biologisch - und immer lecker!

In den frühen Morgenstunden erntet Hajo das Gemüse, denn nur jetzt ist das Blattgemüse besonders knackig.

 


Gesundes Gemüse durch Artenvielfalt

Hajo achtet stets auf eine möglichst weite Fruchtfolge und  kultiviert verschiedene Gemüsearten in Reihenkultur. Die richtige Pflanzennachbarschaft hält den Krankheits- und Schädlingsbefall in Grenzen. Auch einjährige Blumen und Kräuter sieht man in den Gemüsebeeten, z.B. vertreiben Ringelblumen und Tagetes schädliche Fadenwürmer und Bodenälchen.


Wir erhalten alte bewährte Gemüsesorten und bedrohte Pflanzen

Es ist so einfach und spart viel Geld. Wenn die Pflanzensamen reif sind ernten wir sie und trocknen sie zunächst mit den Samenhüllen. An Regentagen oder in den Wintermonaten gewinnen wir die kleinen und großen Saatkörner. Viele bleiben einige Jahre keimfähig wenn sie trocken und dunkel gelagert werden.


Und jedem Anfang wohnt ein Zauber inne ...

Alles will wachsen und gedeihen. Doch es gibt Einiges zu beachten, Saattiefe, Pflanzenabstand, Reihenabstand, Kalt-, Warm- oder Lichtkeimer, Frost-, Regen- oder Sonnenempfindlichkeit, Bodenfeuchtigkeit und Nährstoffgehalt des Topf- oder Gartenbodens. Das Wichtigste findest du auf jeder Samentüte im Handel. Bei einem Besuch unseres Gartens erfährst du noch den einen oder anderen Trick.


Aus - Die Jahreszeiten - von Joseph Haydn

Sei uns gnädig, milder Himmel! Öffne dich und träufe Segen Über unser Land herab!

Lass deinen Tau die Erde wässern! Laß Regenguß die Furchen tränken! Laß deine Lüfte wehen sanft!

Laß deine Sonne scheinen hell! Uns sprießet Überfluß alsdann, Und deiner Güte Dank und Ruhm.

(Libretto Gottfried van Swieten)


Erntesegen


Unsere Streuobstwiese

Unser ganzer Stolz sind unsere vielen Obstbäume, die ältesten von Ihnen sind über 150 Jahre alt. Damals pflanzte man robuste Sorten und achtete auf Sortenvielfalt, in der Hoffnung Missernten durch Witterung und Schädlingen vorzubeugen, auch war die Ernte- und Genussreife sowie die Lagerfähigkeit eines Apfels oder einer Birne wichtig bei der Sortenauswahl. Man lebte sehr gut mit dem Bewusstsein, dass nicht jeder Baum jedes Jahr vollen Ertrag lieferte. Folgende Sorten kultivieren wir:

Sommerapfel

Weißer Klarapfel (Lettland ca. 1850)

Herbstäpfel

Juwel von Kirchwerder (Hamburg ca. 1900), Apfel von Croncels (Troyes, Frankreich 1869), Gelber Richard, Grand Richard (Mecklenburg ca.1800), Grahams Jubiläumsapfel (England 1890), Holsteiner Cox (Eutin 1918), Kaiser Wilhelm (Bergisches Land ca.1864).

Winteräpfel

Hasenkopf, Prinzenapfel (unbekannt), Schöner von Boskoop (Niederlande 1856), Roter Boskoop (Rheinland 1923), Altländer Pfannkuchenapfel (Altes Land ca. 1840), Rheinischer Bohnapfel (Neuwieder Becken ca. 1750), Schöner aus Nordhausen (Nordhausen ca. 1850), Pommerscher Krummstiel (Pommern, Mecklenburg ca. 1856), Martini oder Großherzogs Liebling (Kollmar Elbmarsch ca. 1875), Roter Krieger (Rostock ca. 1766), Roter Winterstettiner (Pommern, Mecklenburg ca. 1598), Loskrieger oder Champagnerrenette (Frankreich ca.1770), Stina Lohmann (Kellinghusen ca. 1800).

Sommerbirnen

Dr. Jules Guyot (Troyes, Frankreich ca.1875), Williams Christ, Bon-Chrétien (England ca.1770).

 Herbstbirnen

Köstliche von Charneux, Bürgermeisterbirne (Belgien ca.1800), Neue Poiteau (Belgien ca. 1840).

 Winterbirnen

Gräfin von Paris (Frankreich ca. 1884).

In guten Erntejahren gibt es viel Obst zu verarbeiten, wir bringen die meisten Äpfel zu einer Mosterei und erhalten den Saft unserer eigenen Äpfel. Er wird entweder in Flaschen durch Erhitzen konserviert oder der Rohsaft (nicht erhitzt) wird bei uns zu Apfelwein gekeltert. Hauszwetschen und Birnen werden entweder eingekocht oder getrocknet, bei letzterer Methode bleiben alle Vitamine und Nährstoffe erhalten und das Dörrobst hält Luftdicht verpackt durchaus 2 Jahre. So kann ein Jahr mit wenig Obst gut überbrückt werden.

Aufgeteilt in Blumen- Obst- Gemüse- und Kräutergarten erstreckt sich unser Bauerngarten auf einer Fläche von etwa 10 000...

Gartenträume